Oklahoma

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Miami, Twin Bridges

meute besuchen wir in Miami (gesprochen: mia-muh) ein Museum für alte Motorräder. Das Museum zeigt neben zahlreichen alten Zweirädern vor allem Speed-Modelle und eine Sammlung alter Helme und dokumentiert mit alten Zeitungsauschnitten einiges aus der Entwicklung des Motorrads. Dem bekannten Stuntman Evel Knievel ist ein ganzer Bereich gewidmet. Eines seiner Motorräder und auch den Begleit-Bus seiner spektakulären Rekordversuche kann man hautnah bewundern. Viele Fotos und Zeitungssauschnitte informieren über seine spektakulären und wagemutigen Stunts. Auf verschiedenen Original-Röntgenbilder sind einige seiner zahllosen Knochenbrüche zu sehen.

Die wirkliche Besonderheit einer Kleinstadt am Rande des Staates Oklahoma ist aber etwas ganz Anderes. Hier besteht seit 1929 das Coleman-Theater und es gibt einen Einblick in eine völlig andere, gediegene und luxuriöse Welt. Wir hatten vor ein paar Monaten hierüber in Deutschland einen Bericht gesehen und wussten sofort: Da müssen wir hin! Wir betreten das von aussen sehr spanisch aussehende Theater und werden sofort von einem sehr höflichen Mann begrüsst, der uns zu einer Führung durch das Theater einlädt. Wir willigen begeistert ein und lassen uns im Laufe der nächsten 2 Stunden (!) wirklich überraschen. Sein Sprachwitz und die ausführliche Erzählung der Geschichte über dieses Etablissement machen wirklich Spass. Der Erbauer George L. Coleman machte ein riesiges Vermögen mit dem Abbau von Zink und Blei. „Und wir sprechen hier von einem wirklichen Vermögen, welches einen Donald Trump wie einen armen Schlucker erscheinen lässt.“ Dies war der O-Ton unseres Guide. Die Kristalllüster aus Deutschland, die Seidentapete aus China, die Vorhänge aus Belgien, Marmor aus Italien usw. usw. Berühmte Stars wie Cary Grant, Marlene Dietrich und viele andere, haben dieses Theater früher besucht.  Eine weitere Besonderheit ist der beeindruckende Klang der restaurierten  Wurlitzer-Orgel in dem riesigen Theatersaal mit roten Brokatsitzen und einer luxuriösen, oberen Balkonreihe für die damaligen VIP’s. Für uns gibt es eine Episode aus dem Phantom der Oper. „Spukende Geister dereinst hier verweilender Gästen erscheinen an manchen Tagen um Mitternacht…“ und viele solcher Geschichten mehr. Wir genießen alle Geschichten und sind froh, dies erlebt zu haben. Für diese ganze Zuwendung wird am Ende kein Cent verlangt. Gerne werfen auch wir unseren Beitrag in die bereitstehende Donation-Box.
 

Für eine Rast in grüner Umgebung fahren wir zum „Twin Bridges“-State Park. Der dortige Camping-Platz ist zwar geschlossen aber es gibt eine Entsorgungsstation und einige Stellplätze. Das Leeren der Tanks kostet 5,-$, bleiben wir über Nacht kostet es zusammen 7,-$. Da der Platz ausserdem noch wunderschön ist, beschließen wir, zu bleiben. Wir stehen unter großen Bäumen auf denen sich die zahllose Eichhörnchen tummeln. Auf dem geschlossenen Campground haben verschiedene Gruppen eine ca. 1 Kilometer lange Strecke mit Weihnachtsbeleuchtung und verschiedenen Weihnachtsszenen dekoriert. Nach Einbruch der Dunkelheit machen wir uns mit einer Taschenlampe und Kamera bewaffnet auf den Weg durch diese Weihnachtswelt. Wir sind die Einzigen, die nicht mit dem Auto durch den Park fahren, das Fenster runterkurbeln und im Sitzen ein paar Fotos schießen. Das ist für uns wirklich befremdlich! Wie aufgereiht auf einer Kette, fahren die Amerikaner mit Ihren Kindern auf dem Rücksitz durch einen Park mit der Weihnachtsdekoration und sind nach 2 Minuten wieder draussen.

Clanton, Ed Galloway, Blue Whale

Unsere nächste Anlaufstelle an der historischen Route 66 ist ein seit den 30-er Jahren von ein und derselben Familie geführtes Diner, das Clanton. Hier soll es richtiges hausgemachtes Essen geben, also nicht nur Burger oder Steaks. Wir werden nicht enttäuscht: Das Chicken Fried Steak entpuppt sich als Kalbsschnitzel mit grünen Bohnen und Kartoffelbrei. Der Inhaber persönlich schießt noch Fotos von uns und verabschiedet uns mit Handschlag bis vor die Tür.

Wir besuchen Ed Galloways Totem-Pole-Park, einem Folk-Art Künstler dessen zwischen 1937 und 1961 entstandene Totems nicht wie üblich in Holz geschnitzt sind, sondern aus Beton geformt und mit sehr aufwändiger Indianerkunst bemalt wurden.

Der Blaue Wal in Catoosa ist 1979 entstanden und eine bekannte "Attraktion" an der Route 66.

Tulsa, Sapulpa

In Tulsa angekommen werden wir, während wir eine alte Motel Neon-Reklame fotografieren, von einem Einheimischen angesprochen. Er fragt wo wir denn übernachten wollen. Wir antworten, dass wir in größeren Städten eigentlich immer auf dem Walmart-Parkplatz übernachten. Das findet er nicht so gut und bietet uns an, auf seinem Grundstück zu übernachten. Er fährt vorneweg und weist uns den Weg zu einem Wohngebiet mit kleinen Holzhäusern. Wir dürfen auf seinem Grund stehen, wir dürfen die Wassertanks füllen und Strom möchte er uns auch noch anbieten. Seine kleine Tochter oder Enkelin bringt uns noch 2 Schokoriegel und dann verabschieden sich die beiden für die Nacht.

Die Innenstadt von Tulsa spricht uns nicht besonders an, aber die gigantische Gestalt The Golden Driller, welche vor dem Messegelände von Tulsa steht, wollen wir sehen. Ganz schön ist auch der Blue Dome Bezirk, der nach einer historischen Tankstelle mit einer blauen Kuppel, erbaut im Jahre 1924, benannt ist. In diesem Bezirk gibt es jede Menge Szenekneipen, Diners, Restaurants und Kunstateliers.

 

Ein typischer, verschlafener Ort mit netten Ecken an der Route 66 ist Sapulpa. Wir besuchen einen Second-Hand-Laden in dem Privatleute alte Dinge, aber auch echte Antiquitäten verkaufen können. Hier gibt es wirklich zahllose interessante Dinge. In einem weiteren „Fachgeschäft“ gibt es Teile, Werkstatteinrichtung und Dekorationen zu alten Chevrolet Modellen. Am Abend erhalten wir eine E-Mail von einem Redakteur des Sapulpa Daily Herald mit der Anfrage, ob er einen Bericht über uns in seiner Zeitung bringen darf. Er hat unser Auto gesehen und über unsere Web-Adresse, die wir am Heck angebracht haben, Kontakt aufgenommen. Wir sind natürlich einverstanden und beantworten noch die Mail mit seinen Fragen. 

Arcadia, Oklahoma City

Auf unserem Weg nach Oklahoma-City kommen wir in Arcadia noch an einer Besonderheit des wunderschönen und ländlichen Oklahoma vorbei - einer im Jahr 1898 aus jungem Eichenholz gebauten Rundscheune, die von innen sehr eindrucksvoll wegen ihrer Größe und der Anordnung der filigranen Holzbalken wirkt.
In Oklamoma-City angekommen, sehen wir vor der Universität ein sehr großes Denkmal eines Lakota/Sioux Häuptling, der eine große Rolle in der Geschichte der Indianer in früherer Zeit hier gespielt hat. Oklahoma-City selbst gefällt uns nicht besonders, so fahren wir eigentlich nur einmal durch und halten nur in der Bricktown an. Der alte Stadtteil mit den ursprünglich nur aus roten Ziegelsteinen erbauten Gebäuden wird heute durch viele Restaurants und Szenekneipen wiederbelebt. Alle neuen Gebäude werden in exakt dem gleichen Baustil aus dem gleichen Material errichtet, was das ganze Viertel sehr schön und authentisch erscheinen lässt. Für die Nacht finden wir einen traumhaften Stellplatz am Lake Overholzer, der gerade von tausenden von Vögeln bevölkert wird. Wir sehen gigantische Formationen von Wildvögeln am Himmel, die ein unglaubliches Schnattergeräusch verursachen. Scheinbar machen diese Vögel auf ihrem Weg Richtung Süden hier am Wasser Rast. Wir haben in den letzten Tagen sehr häufig riesige Vogelschwärme in Formationsflug am Himmel sehen können. Zur Krönung taucht auch noch eine grosse Gruppe von Pelikanen auf, was uns in Begeisterung versetzt.  

El Reno, Lake Clinton

Kurz vor der kleinen Stadt El Reno stoppen wir an einem riesenhaften Getreidesilo der Yukon Best Flour-Gesellschaft. Im Getreide- und Farmland Oklahoma haben wir sehr viele Getreidesilos in allen Größen gesehen, aber dieses toppt alle bisherigen.
In El Reno ist Michael wieder einmal auf seinem Murals-Trip, denn hier gibt es sehr viele und auch sehr schöne davon. Vor einem Wandbild eines Blumenlandens steht ein großer Container und ein Auto, welches die Optik stört. Der Besitzer und ein Handwerker, der dort gerade arbeitet, fragen uns, was wir hier fotografieren. Als Michael seine Sammelleidenschaft für Murals erläutert, wird sofort der Container weggeschleppt und der Inhaber fährt sein Auto ein Stück weg, damit ein ungehinderter Blick auf das Wandbild möglich ist. Das ist wieder diese umwerfende Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Amerikaner, von der wir immer wieder neu überrascht werden und die uns wirklich begeistert.  Mittagspause mit Burger in Roberts Grill – „Famous since 1926“.
Und weiter geht es auf der Route 66. Immer wieder stehen Oldtimer als Schmuck oder zum Verkauf am Straßenrand, gibt es restaurierte Tankstellen, alte Motels und Diners. Am Lake Clinton finden wir wieder einen dieser traumhaften Schlafplätze, wo wir glauben, die einzigen Menschen auf diesem Planeten zu sein. Es gibt hier nur Natur und Stille. 

Beckham, Erick

Der weite Himmel über dem gelben Grasland ist sehr entspannend und lässt den Geist schweben. Überhaupt gefällt uns Oklahoma ausserordentlich gut, was wir nie gedacht hätten. Wer weiß schon irgendetwas über diesen Staat bei uns? Im Städtchen Beckham entdecken wir ein sehr schönes Rathaus und ein malerisch verrostetes Getreidesilo. 

Im verschlafenen Örtchen Erick angekommen fällt uns bei unserem Rundgang ein Holzhaus mit unzähligen alten und originalen Werbe-Blechschildern auf. Wir fotografieren wie die Wilden, als ein Fahrzeug neben uns hält und ein kauziger Typ mit langem Bart uns sagt, wir dürften ruhig alles fotografieren und in der nächsten Straße gäbe es noch ein Haus mit zahllosen weiteren alten Sachen. Also nix wie hin. Er sagt, wir könnten einfach in den Garten gehen und alles fotografieren. Gesagt, getan...hier gibt es unmöglich zu zählende Schilder an den Wänden, im Garten aufgestellt, hingelegt, auf Gartenbänke genagelt usw. Als wir zur Vorderseite des Hauses kommen, kommt derselbe Mann heraus und lädt uns ein hereinzukommen und sein Wohnhaus zu besichtigen. Wir treten vorsichtig ein und sind wie vor den Kopf geschlagen: Kein einziger Zentimeter der Wände, des Bodens, der Decke, der Regale, Tische und Schränke sind frei. Alles ist mit hunderten Schildern (ich möchte ein einziges davon kaufen können), mit Sammlungen von altem deutschen Kristall, alten Porzellanfiguren, Dosen, Schalen derart vollgestellt, dass man einfach nicht weiß, worauf man seinen Blick richten soll. Küche, Schlafzimmer, Bad, Rumpelkammer...alles ist ein einziges Sammelsurium von alten Originalen. Alle Route 66 Museen, die wir bis jetzt gesehen haben, sind zusammen nur ein müder Abklatsch im Vergleich. Wir fragen, ob er uns etwas verkauft. Nein! Er ist wohl ein zwanghafter Sammler, im Auto sind gerade wieder zwei alte Schilder, die er eben irgendwo abgeholt hat. Eines davon soll 900,-$ gekostet haben. Leider ist von den wirklich alten Sachen kaum mehr etwas  zu bekommen, seit die Route 66 in den letzten 20 Jahren diesen Kultstatus erlangt hat.

Missouri

Texas - Route 66

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letztes Update:

07.11.2017

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