Missouri - Kansas

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St.Louis

Der nächste US-Bundesstaat auf dem Weg der Route 66 ist Missouri mit seiner zweitgrössten Stadt St. Louis direkt am Mississippi. Schon von weitem kann man den wunderschönen und imposanten Gateway Arch  sehen, der von der Abendsonne angestrahlt leuchtet, als wäre er aus Gold. Architekt dieses fantastischen Bauwerks ist der finnisch-amerikanische Architekt und Designer Eero Saarinnen. Wenn man unter diesem Bogen steht, ist man beeindruckt von der künstlerischen und menschlichen Schaffenskraft. Der Bogen ist komplett aus Edelstahl gefertigt und 192 Meter hoch. Von beiden Seiten kann man mit einem speziellen Aufzug zur Aussichtsplattform am Scheitelpunkt des Bogens fahren. Da es schon spät ist, sparen wir uns aber die Fahrt nach oben.
Stattdessen machen wir uns auf den Weg zum Stammwerk der größten Brauerei der Welt, der Busch-Anheuser Brauerei, die dort 1870 von zwei Auswanderern aus Bad Kreuznach und Mainz-Kastel gegründet wurde. Hauptsächlich wird dort das amerikanische Budweiser Bier, aber auch andere Getränke hergestellt. Eigentlich ist die Brauerei an einem Sonntagabend für Besucher geschlossen, aber wir haben das Glück hier in der Vorweihnachtszeit unterwegs zu sein. Es gibt ein spezielles Weihnachtsevent am Sonntagabend. Das gesamte Gelände ist mit einer unglaublichen Fülle aus abertausenden von Lichtern geschmückt und für Besucher kostenlos zugänglich. Die Warteschlange am Eingang ist zwar lang und es ist heute richtig kalt, aber es lohnt sich. Wir erhalten ein Bändchen ums Handgelenk mit Abrissmarken daran. Dafür bekommt jeder 5 Freigetränke an Ständen, die auf dem ganzen Betriebsgelände verteilt sind. Man kann über das gesamte Gelände laufen oder mit einer kleinen Bimmelbahn fahren. Alle Bäume sind vom Stamm bis zur letzten Zweigspitze mit Lichterketten umwickelt, ein grosser Teil der Gebäude ist mit Lichterketten illuminiert und es erschallt weihnachtliche Musik. Wir trinken Bier (Michael), Hard Cider und Cocktails mit Limettensaft und zahlen dafür keinen Cent. Nach einer Stunde im Frost sind wir aber froh, in einer der beheizten Hallen, die ebenso sehr schön geschmückt sind, etwas Warmes zu Essen.

Das ist wirklich ein wunderschönes Event, besonders für eine solche Weihnachtsromantikerin wie mich. 

Route 66 State Park Museum, Cuba

Von St. Louis fahren wir weiter nach Eureka am Route-66-State-Park. Ein kleines Museum, das gleichzeitig als Visitor-Center fungiert, lädt uns auf einen kurzen Besuch ein. Wir bekommen reichlich Prospektmaterial für die Highlights der Route 66 innerhalb des Staates Missouri und lesen die vielen Informationen über den Werdegang der alten Straße in diesem Bundesstaat. Wir sind begeistert von der gesamten Strecke auf dieser Nostalgie-Straße, denn man kann überall sehen, mit wie viel Liebe zum Detail die einzelnen Orte ihre Geschichte aufbereitet haben und durch kleine Museen, toll restaurierte alte Gas-Stations und vor allem der alten Diner den Besucher in eine andere Welt versetzen. Dazu kommt, dass wir auf der gesamten bisherigen Strecke keinem ausländischen und fast keinem amerikanischen Touristen auf dieser Straße begegnet sind. Stattdessen kommen wir fast täglich mit Einheimischen ins Gespräch, denn die Amerikaner sind extrem offen und sprechen uns immer und überall an, da wir natürlich mit unserem MAN hier sehr auffallen. Auch mit dem Wetter haben wir bis jetzt ein unglaubliches Glück gehabt, so dass wir wohl doch nicht zur schlechtesten Jahreszeit hier unterwegs sind. Wir haben die Straße über lange Strecken komplett für uns alleine. Das Gefühl ist einfach der Hammer!
Man kann sich gut vorstellen wie es zu der Zeit war, bevor durch Umgehungsstraßen und noch später den Bau der Interstates den vielen kleinen Motels, Diners und Cafés einfach die Existenzgrundlage entzogen wurde.
Ganz besonders viele und künstlerisch anspruchsvolle Murals (Wandbilder) finden wir in dem kleinen Ort Cuba. Mittlerweile haben wir bereits sehr viele davon fotografiert, so dass Michael hierüber eine eigene Serie auf der Website erstellen will, wenn einmal mehr Zeit bleibt. Diese Murals erzählen nicht nur von der Route 66, sondern häufig auch von geschichtlichen Ereignissen aus der Stadt oder näheren Umgebung. Dadurch unterscheiden diese sich deutlich von üblichen Graffitis. 

Devils Elbow, Springfield

Weiter geht es auf völlig verlassener und landschaftlich schöner Strecke bis nach Devils Elbow. Dieses verschlafene Nest besteht aus vermutlich nicht mehr als „ 5 1/2 Häusern“ in für deutsche Verhältnisse extrem einfachem Zustand. Früher war dieser Ort ein Hauptknotenpunkt der Route 66. Es gibt noch ein altes Holz-Restaurant (der Begriff ist aber etwas übertrieben für eine bessere Bretterbude), welches in der Hochsaison sicher noch von den vielen Bikern besucht wird. Jetzt ist es aber für den Winter geschlossen. Die Route 66 bietet einen starken Wechsel zwischen winzigen Ansiedlungen von 5-10 Häusern mit hochtrabenden Namen und wirklich bezaubernden, kleinen Städtchen. Genau diese Abwechslung macht eine Fahrt über diese historische Straße wirklich ungemein reizvoll und sie kann wirklich nur jedem, der die Lust und die Zeit hat, empfohlen werden.
 

Die Einfahrt nach Springfield ist typisch für die meisten größeren Orte, die wir bisher durchquert haben und die ursprünglich meist um eine Kreuzung von 2 großen Fernstraßen herum entstanden sind. An allen vier Ausgangsstrassen findet man eine endlose Aneinanderreihung von Fast-Food-Ketten, Diners und Shops mit allem Nötigen für das Auto. Ebenso gibt es meist mindestens einen großen Walmart sowie einen Baumarkt der Kette LOWE. Downtown ist immer sehr viel kleiner als das Riesenangebot an oben genannten Läden vermuten lässt. Das optisch absolute Highlight der vielen Motels und Diner in Springfield ist das Steak-and-Shake-Diner, dass hier im Jahr 1962 eröffnet wurde. Wir kehren am Abend dort ein und genießen die 50er und 60er Atmosphäre und natürlich auch die Steakburger und die Shakes! Die Jeans kneifen leider auch bereits schon deutlich bei uns beiden. 

Springfield, Paris Springs

Als die absolute Sensation in Springfield wird das größte Outdoor-Geschäft der Welt angepriesen und so entschließen wir uns, dort einmal hinzufahren, obwohl wir ja weder Sportgeräte benötigen und ich (Petra) Funktionskleidung total verabscheue. Bereits die Front-Fassade mit einer riesigen Leinwandprojektion von schwimmenden Fischen und einem Vollstammgebäude von gigantischen Ausmaßen lässt uns mit offenem Mund dastehen. Nach Eintritt in die gigantische Empfangshalle im Stil eines Holzfällerhauses, allerdings mit extrem hoher Decke, und Emporen mit ganzen Baumgruppen, ausgestopften Bären, Elchen und anderem Waldgetier, bleibt man zunächst einmal fassungslos stehen und guckt. Ich hätte mir etwas Derartiges nicht vorstellen können. Die einzelnen Fachabteilungen für Angler (mein Sohn Philipp würde hier nur noch mit Gewalt zum Verlassen des Gebäudes gebracht werden können), für Jäger, für Segler usw. sind jeweils themengerecht gestaltet und bieten eine Vielfalt wie wir sie in Deutschland nicht kennen. Die Waffenabteilung ist am Ende wirklich die Krönung: Eine große Halle mit endlosen Reihen und hunderten neuer und historischer Gewehre, Armbrüsten, Pistolen usw.. Oben gibt es hinter Glas und angestrahlt die besonderen Exemplare, die präsentiert werden wie Schmuckstücke (einige sind auch genauso teuer). Die Selbstverständlichkeit, mit welcher die Kunden hier das Waffen-Angebot betrachten, ist für uns Deutsche natürlich mehr als ungewohnt. Wir hätten am ehesten Interesse am Bogenschiessen, denn das könnte vielleicht Spaß machen.


Nach Springfield müssen wir unbedingt die alte Sinclair Tankstelle von Guy Parita in Paris Springs besichtigen. Während wir bei strahlendem Sonnenschein und knapp 20° Grad Ende November mit dem Fotoapparat dieses Prachtstück bewundern, kommen aus dem Nachbargrundstück eine Frau und ein Mann in unserem Alter mit gezückter Kamera herausgelaufen und fotografieren mit vielen Ausrufen der Bewunderung unseren MAN. Wir unterhalten uns lange mit den beiden, bis sie uns fragen, ob wir mal ihre Oldtimer-Sammlung auf ihrem Grundstück anschauen wollen. Wir stimmen natürlich gerne zu und laufen über das sehr große Grundstück zu einer gepflegten Scheune. Die beiden sammeln und restaurieren völlig eigenständig Oldtimer der Marke Corvair von Chevrolet. Teresa fährt in Windeseile einen perfekt restaurierten Oldie nach dem anderen aus der Garage, damit diese in der Sonne ihre ganze Schönheit entfalten können. Die Autos sehen aus wie neu! Im Motorraum glänzt es nur und als John einen der 6-Zylinder-Boxermotoren startet und einmal ordentlich aufs Gas tritt kommt wirklich ein satter Sound heraus. Das Besondere an diesen Fahrzeugen ist, dass diese Autos für die damalige Zeit nicht ganz so gross wie die meisten anderen Modelle waren und sie hatten ihren Motor im Heck, ebenso wie die damals in den USA beliebten VW-Käfer und Porsche. Aus der Baureihe gab es auch einen Fensterbus und eine Pritsche, die dem VW-Bus sehr ähnlich waren. Ausserdem besitzen die beiden einen wunderschönen Wohnmobil-Oldtimer von GMC aus den 70-er Jahren. Die beiden besitzen jetzt 15 Fahrzeuge und es werden wahrscheinlich noch mehr. Teresa erzählt uns, dass die Fahrt mit einem echten Oldtimer für sie wie eine Zeitreise ist. Immer wenn es ihr irgendwie schlecht geht, setzt sie sich in eines Ihrer Prachtstücke und schon fühlt sie sich viel besser. 
Nachdem wir uns fast 2 Stunden bei diesem sehr sympathischen Paar aufgehalten haben, verabschieden wir uns mit dem Austausch der Visitenkarten. Die beiden wollen auch unsere weitere Reise auf unserer Website begleiten. 

Red Oak II, Joplin

Teresa und John empfehlen uns auch einen Abstecher nach Red Oak II. Der kleine Ort wurde durch einen Künstler mit Namen Lowell David gewissermassen erschaffen. Die Gebäude dort sind alle echt und original, nur wurden sie an seinem alten Wohnort Red Oak abgebaut und hier wieder liebevoll aufgebaut. Das Idyll bildet ein wunderschönes Dorf mit Saloon, Kirche, Kneipe, einem Bächlein mit Holzbrücken, einigen schönen originalen Holzhäusern, verrosteteten, malerisch platzierten Oldtimern und allerlei rostigen Farmgerätschaften, einer alten Feuerwache, frei laufenden Gänsen, Hunden und Hühnern. Die Besitzer der alten Häusschen sind ältere bessergestellte Leute, die sich hier den Traum eines perfekten Wohnortes erfüllten und jeweils ihre Häuser instandhalten und restaurieren. Es ist wirklich wunderschön und man fühlt sich hier im besten Sinne in einer verlorengegangenen Welt wieder. Ich kann mir gut vorstellen, warum diese Menschen hier ihren Lebensabend verbringen wollen. Durch die Bewohner verkommt das Dorf nicht zu einem Museum, wie zum Beispiel der Hessenpark bei uns im Taunus, obwohl die Entstehung natürlich sehr ähnlich ist.

Joplin ist wieder eine grössere Stadt, mit einer schönen Hauptstraße und super restaurierten Häusern. Am meisten freuen wir uns darüber, dass es hier Geschäfte gibt, die auch einmal offen sind, und nicht nur Fassade. Wir bummeln durch 2 Geschäfte mit Innenausstattungsgegenständen sowie durch die wenigen Straßen von Downtown. 

Kansas

Wir erreichen die Grenze von Kansas. Es ist schon bemerkenswert, wie sich die Landschaft jetzt deutlich verändert. Grasbewachsene, weite Prärielandschaft prägt jetzt das Bild, wo bisher landwirtschaftlich genutzte Flächen zu sehen waren. Neben der Strasse stehen Überreste der ehemaligen Bergbauindustrie als verlassene Relikte eines Booms. Aus dieser Zeit stammen sowohl die Tankstelle als auch das ehemalige Bordell, welches jetzt von einem englischen Ehepaar in einen Antiquitätenladen verwandelt wurde.

Der einzige nennenswerte Ort auf dieser nur 23 km langen Strecke durch die südöstliche Ecke des Bundesstaates Kansas ist Galena. Noch deutlicher als bisher haben wir hier das Gefühl eine filmreife Westernstadt zu betreten. Alte Backsteinhäuser und verwitterte gemalte Werbeschilder auf den Hauswänden begeistern uns.

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letztes Update:

07.11.2017

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